Heute noch einmal etwas von "barfuss", und über ihre tollen Hocker aus der flexiblen vielseitigen "Hockerfamilie" von Robert Kern. Schon länger auf der Suche nach passenden Hockern zu meiner kleinen Bar bin ich nun endlich zufrieden.
Einfachheit ist der wahre Luxus. Mit H3 beweist der Architekt und gelernte Schreiner Robert Kern, dass die klassische Designaufgabe „Hocker“ immer noch Überraschungen zulässt. Seine Interpretation, des wohl ältesten Sitzkonzepts der Welt, zeichnet sich aus durch eine erfrischende Einfachheit, die sich dem Thema der Reduktion auf Form und Funktion auf unbekümmerte und spielerische Weise nähert. Eine Qualität, für die H3 am 7. Juli mit dem red dot award 2014 ausgezeichnet wurde.
Vor Jahren fand Robert Kern auf einem baufälligen Speicher zufällig eine alte, ziemlich lädierte Sitzschale aus schwerem, aber stabilem Kunststoff. Trotz Blessuren gefiel sie sofort, war elegant und schlicht und bekam einen Platz in Kerns Architekturbüro. Im Laufe der Zeit stattete sie der Architekt mit unterschiedlichen Beinen aus, probierte unterschiedlichste Varianten. Das „alte“ neue Möbel assistierte als Sitz- und Beistellmöbel und fiel auch den Bürobesuchern auf, dieRobert Kern immer wieder auf die Sitzgelegenheit ansprachen. Irgendwann konnte der Hersteller der Schale ausfindig gemacht werden. Er war sofort bereit, einige kleine Änderungen und Ergänzungen an der Form vorzunehmen. Besonders der Seniorchef freute sich über die Wiederbelebung der alten Grundform. Als das Büro Kern für einen Messestand weiße, schlichte Lehnhocker entwerfen sollte, war es endlich soweit:
Schemel, Standard, Hochsitz! In den drei Basisvarianten als niedriger Schemel, in Standardhöhe, oder als Hochsitz eignet sich H3 als Kinderhocker, für den Ess- und Arbeitstisch. Er eignet sich aber genauso als Sitz für die Frühstücksbar. Er passt in ein modernes Wohnhaus ebenso wie in die Altbauwohnung und verträgt sich – anpassungsfähig und unaufdringlich wie er ist – auch mit Möbeln anderer Stilrichtungen. Auf bunten Beinen bringt er fröhliches Leben in die Kita. Er ist beliebig hoch stapelbare Zusatzbestuhlung in Café und Restaurant oder bereichert Bibliotheken und Wartezonen. Seine wasserfeste, robuste Sitzschale nimmt so schnell nichts übel und ermöglicht dem Dreibein auch Aufenthalte im Freien. Genauso möglich ist der Einsatz als praktische Ablage neben der Badewanne.
Schlichte Häuser, schlichte Möbel: So lässt sich in vier kurzen Worten das Credo des Architekturbüros zusammenfassen. Der Verzicht auf Überflüssiges, die Konzentration aufs Wesentliche kennzeichnen die Entwürfe der Architekten – immer verbunden mit einer Leidenschaft für das Handwerk und einem angemessenen Umgang mit dem Material. Eine legere Einfachheit, die Robert Kern mit seiner Familie auch im eigenen Haus und Büro (Zweiter Preis beim Häuser Award 2013) in der Nähe von München lebt und genießt. Den komplexen Aufgaben als Architekten stellt das Architekturbüro seidlkern zum Ausgleich immer wieder die konkrete, handwerkliche Schreinertätigkeit gegenüber. Dabei trifft moderne Gestaltung auf traditionelles Handwerk und die Reibung, die dabei entsteht, bringt einfache, ungewöhnliche Produkte hervor.
Der besondere Reiz der H3-Hocker liegt im Kontrast der Materialien Kunststoff und Holz und in der Verbindung seriell und handwerklich hergestellter Komponenten in einem Produkt. Die bei allen Modellen identische Sitzschale wird im Spritzgussverfahren aus hochwertigem, schweren Duroplast hergestellt. Die Beine werden hingegen handwerklich gefertigt und variieren in Länge, Durchmesser und Holzart. Ihre individuell gestalteten Oberflächen entstehen in einem zweiten Schritt. Über eine form- und kraftschlüssige Aufnahme auf der Sitzunterseite werden die Beine mit der Sitzfläche verzapft. Gefräste Kehlen an den Beininnenseiten machen H3 kippsicher stapelbar.
Langweilig wird es mit dem sympathisch-pragmatischen Dreibein nie: Mal präsentiert sich H3 elegant auf glatten, mal robust auf grob gedrechselten Beinen aus Eiche oder anderen Hölzern. Mal sind sie bunt bedruckt, geölt oder matt gebürstet, mit eingebrannter Struktur, oder bleiben – fast ohne jede Bearbeitung – als Äste noch zu erkennen. Der Gestaltung eines H3-Beinkleids sind keine Grenzen gesetzt. Jeder, der selbst Hand anlegen will, kann sein Hocker-Exemplar durch Bedrucken und Bemalen zum individuellen Unikat personalisieren.
Unerwartet und mehr nebenbei, aus Spaß am Experimentieren und Dazulernen, entstand das Label barfuss. Der Name steht bildhaft für die Lust am einfachen Leben, für die Freude am Ursprünglichen und ist ein Steckenpferd von Robert Kern. Die Stunden, die neben Arbeit und Alltag dafür zur Verfügung stehen, sind dabei ganz der Leidenschaft für die kreative Arbeit gewidmet – ohne Erfolgsdruck, ohne definiertes Ziel. Es geht darum, neue Dinge auszuprobieren – Fehler machen inklusive. Auf diese Weise entstehen Produkte von bodenständiger, schlichter Schönheit und authentische Einrichtungsgegenstände, die gut tun. Das, weil sie nicht zu viel Aufmerksamkeit im Raum auf sich ziehen und dabei dennoch eine spürbare Präsenz ausstrahlen.